Energieeffizienz & Smart Home

Nachtspeicherheizung smart steuern – geht das?

Alte Technik trifft auf neue Möglichkeiten

Nachtspeicherheizungen haben keinen besonders guten Ruf. Viele verbinden sie mit hohen Stromkosten, träger Wärmeverteilung und veralteter Technik. Und ja – vieles davon stimmt, wenn sie stur nach dem Prinzip von gestern betrieben werden. Doch es gibt gute Nachrichten: Mit moderner Smart-Home-Technologie lassen sich auch Nachtspeicherheizungen deutlich effizienter steuern.

Dieser Artikel zeigt, wie das geht, was wirklich Sinn macht – und für wen sich die Umrüstung lohnt.


1. Was ist eine Nachtspeicherheizung eigentlich?

Nachtspeicherheizungen – oft auch Speicherheizungen genannt – nutzen günstigen Nachtstrom, um große Wärmespeicher (meist aus Schamottstein) aufzuladen. Tagsüber wird diese Wärme dann langsam an den Raum abgegeben.

Typisch für Nachtspeicherheizungen:

  • Hoher Stromverbrauch (da Strom als Heizenergie genutzt wird)
  • Laden in der Nacht, Heizen tagsüber
  • Meist keine direkte Reaktion auf aktuelle Temperaturen möglich
  • Steuerung über manuelle Regler oder einfache Thermostate

Das Problem dabei: Der Strompreis ist heute kaum noch zwischen Tag und Nacht unterschiedlich. Und wer heizt, obwohl niemand zuhause ist, verschwendet Energie – und Geld.


2. Lässt sich eine Nachtspeicherheizung smart machen?

Kurz gesagt: Ja. Die Heizgeräte selbst bleiben gleich, aber ihre Steuerung lässt sich intelligent nachrüsten. Der Clou ist, dass nicht mehr „blind“ geladen wird, sondern bedarfsorientiert – abhängig von Wetter, Nutzerverhalten oder Stromtarifen.

Was lässt sich mit Smart-Home-Technik verbessern?

  • Ladezeitpunkt optimieren (z. B. bei PV-Überschuss oder niedrigem Tarif)
  • Temperaturregelung pro Raum ermöglichen
  • Anwesenheit erkennen und Heizleistung anpassen
  • Zeitprogramme individuell einstellen
  • Fernsteuerung per App für spontanes Nachregeln

3. Diese Smart-Home-Lösungen funktionieren mit Nachtspeicherheizung

Nicht jedes System passt – aber es gibt einige clevere Lösungen:

System / LösungFunktionsweiseVorteilePreis (ca.)
Tado° + FunksteckdosenHeizstrom steuern über smarte AktorenGünstig, App-basiertab 150 €
Homematic IPRaumthermostate + SchaltaktorenEinzellraumregelung möglichab 200 €
Loxone Smart HomeKomplette Integration inkl. PV & TarifSehr flexibel, aber teuerab 600 €
Shelly 1PM/PlusWLAN-Schalter mit VerbrauchsmessungIdeal für DIY-Nutzerab 30 € pro Gerät
Heizungsmanager von EFRDirektanbindung an RundsteuerempfängerFür Profis und Netzbetreiberab 500 €

💡 Tipp: Oft lohnt sich die Kombination aus smartem Raumthermostat, smarter Steckdose (Laststeuerung) und App. So lassen sich viele Geräte unkompliziert in bestehende Heizsysteme integrieren.


4. Was bringt die smarte Steuerung konkret?

Statt „volle Ladung“ in der Nacht und Dauerwärme tagsüber heißt es künftig: Nur so viel heizen, wie wirklich nötig ist – und genau dann, wenn es gebraucht wird. Das spart Stromkosten, erhöht den Komfort und reduziert unnötige Verluste.

Beispiel-Szenario aus der Praxis:

  • Frühstück um 7 Uhr – Das Wohnzimmer wird ab 6:30 Uhr leicht vorgewärmt.
  • Ab 9 Uhr niemand mehr zuhause – Heizung reduziert sich automatisch auf Erhaltungsbetrieb.
  • Abends gegen 18 Uhr – Die Räume sind wieder angenehm warm, ohne durchgängig zu heizen.
  • Wochenende – Die Temperaturregelung passt sich automatisch an das geänderte Nutzerverhalten an.

Ergebnis: Bis zu 30 % weniger Stromverbrauch im Vergleich zur Dauerheizung – ohne Komfortverlust.


5. Was wird für die Umrüstung benötigt?

✅ Voraussetzungen prüfen:

  • Sind die Heizgeräte einzeln schaltbar? (z. B. über Steckdosen, Unterputzrelais oder zentrale Schaltkreise)
  • Wie erfolgt die aktuelle Steuerung? (Mechanisch, manuell oder über ein zentrales Steuergerät?)
  • Gibt es einen Zugang zum Heizungsverteiler oder Elektroverteilung?

🛠 Mögliche Nachrüst-Komponenten:

  • Smarte Thermostate (z. B. Homematic IP, Tado°)
  • Funksteckdosen mit Zeit-/Appsteuerung
  • Smart-Home-Zentrale (Hub) zur Koordination
  • Optionale Sensoren (z. B. Fensterkontakt, Präsenzmelder)
  • PV-Anbindung oder Tarifintegration (z. B. mit Tibber oder awattar)

Hinweis: Die Installation stromführender Komponenten (z. B. Relais oder Hutschienenmodule) sollte unbedingt von einem Elektriker durchgeführt werden.


6. Mit PV oder dynamischem Stromtarif kombinieren?

Besonders spannend wird es, wenn die Nachtspeicherheizung mit einer Photovoltaikanlage oder einem dynamischen Stromtarif gekoppelt wird. Dann lädt sie genau dann, wenn Strom verfügbar und günstig ist – nicht mehr stur um 2 Uhr nachts.

Szenarien:

  • PV-Anlage vorhanden? → Speicher wird tagsüber geladen, wenn Strom vom Dach kommt.
  • Stromtarif mit Preisschwankung? → Ladung erfolgt zu günstigen Zeiten automatisch.
  • Smart Meter? → Noch genauere Steuerung nach Netzauslastung oder Börsenpreis.

Ergebnis: Mehr Autarkie, weniger Kosten, bessere Netzdienlichkeit.


7. Lohnt sich das – oder gleich umrüsten?

Natürlich bleibt die zentrale Schwäche bestehen: Nachtspeicherheizungen arbeiten grundsätzlich weniger effizient als Wärmepumpen oder moderne Heizsysteme. Doch nicht immer ist eine Umrüstung möglich oder wirtschaftlich – z. B. in Mietwohnungen oder Altbauten ohne Zentralheizung.

Die smarte Steuerung ist also vor allem für folgende Gruppen interessant:

  • Besitzer älterer Gebäude ohne Zentralheizung
  • Mieter mit vorhandener Nachtspeichertechnik
  • Haushalte mit PV-Anlage oder günstigem Stromtarif
  • Menschen mit technischem Interesse oder Smart-Home-Affinität

Nicht sinnvoll ist die Umrüstung bei: stark defekten Geräten, extrem hohem Verbrauch oder ohnehin geplanter Heizungsmodernisierung.


8. Fazit: Ja, es geht – und es lohnt sich oft

Wer seine Nachtspeicherheizung smart steuert, macht aus einer alten Technik das Beste heraus. Die Kombination aus Raumregelung, App-Steuerung und intelligenter Ladeoptimierung bringt echten Mehrwert:

  • Geringere Heizkosten
  • Bessere Temperaturkontrolle
  • Höherer Wohnkomfort
  • Weniger Energieverschwendung

Und das alles ohne großen Umbau oder neue Heizkörper. Smart-Home-Technik ist damit ein pragmatischer Weg, um bestehende Systeme sinnvoll zu modernisieren – vor allem dort, wo Alternativen teuer oder unpraktisch sind.